Mariä Himmelfahrt: Tag der Kräuterbüschel

Kräuterbüschel

Der Kräuterbüschel hat eine lange Tradition

Die Kräuterweihe zum Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August hat eine lange Tradition. Schon in vorchristlicher Zeit wurden den Göttern Heilkräuter geopfert. Viele erhofften sich dabei Schutz oder Gnade. Aus der Literatur ist zu entnehmen, dass sich der jetzige Brauch bis ins 10. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Der Brauch einer Kräuterweihe zu Mariä Himmelfahrt dürfte entstanden sein, um heidnische Bräuche abzuwehren bzw. zu verchristlichen. Aus dieser Zeit findet sich in einem römisch-deutschen Pontifikalbuch bereits ein Segensgebet über die Kraft der Heilkräuter.

 

Zu dem Fest gibt es auch eine schöne Legende: Als Maria in den Himmel aufgefahren war, strömten aus dem leeren Grab die Düfte von Rosen, Lilien und Heilkräutern. Nach altem Brauch werden die gesammelten Kräuter als gebunden und von den Gläubigen zur Weihe in die Kirche getragen. Mit der Weihe soll Gottes Segen ins Haus gebracht werden, weshalb den Kräuterbuschen auch heute noch in manchen Familien ein besonderes Ansehen beigemessen wird.

 

In bäuerlichen Anwesen wurden die geweihten Kräuter nach dem Trocknen gut aufbewahrt. Sie kamen in den Herrgottswinkel, aber auch über Türen, unters Dach und in den Stall. Früher warf man bei heranziehenden Gewittern oder drohendem Unwetter einige der geweihten Kräuter in das offene Feuer, um es abzuwenden. Zum Schutz vor Krankheiten im Stall mischte man einige Kräuter unter das Viehfutter. Wenn ein Familienmitglied erkrankte, zupfte man vom entsprechenden Heilkraut und fügte es dem Tee bei.

„Traditionsgemäß soll sich der Kräuterbuschen aus lebensnotwendigen und heilkräftigen Pflanzen sowie Brotgetreide, Heil- und Gewürzpflanzen zusammensetzen“, erläutert Andreas Kastner, der Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege. Den Mittelpunkt bildet in der Regel die Königskerze, auch Wetterkerze oder Muttergotteskerze genannt. In einigen Gegenden werden anstatt der Königskerze oder zur Ergänzung auch Rosen oder Lilien verwendet. Hinzugeordnet werden der Rohrkolben, der Rainfarn oder das Muttergotteskraut, sowie auch das Johanniskraut. Als Heil- oder Gewürzpflanzen finden weiter Verwendung: Alant, Arnika, Frauenmantel, Baldrian, Dost, Ringelblume, Melisse, Wegwarte, Holunder, Schafgarbe, Kamille, Salbei, Lavendel, Thymian, Minze, Liebstöckel, Bibernelle und viele mehr. Nicht fehlen sollten die Hauptgetreidearten Hafer, Gerste, Weizen und Roggen. Einen farbigen Akzent setzen beim Kräuterbuschen Malven oder Glockenblumen.

 

Nicht jeder fühlt sich der Tradition oder dem Glauben verbunden, dennoch ist dies ein schöner Brauch, der die Wertschätzung für die Natur ausdrückt. Weiter bietet es sich an, die eigene Pflanzenkenntnis zu erweitern und sich auf die Kräfte der Natur zu besinnen. „In der aktuellen Thematik wie Klima, Unwetter und Gesundheit, kann das Binden eines Kräuterbuschen auch ein schönes Ritual ohne religiösem Hintergrund sein“, so Kastner.