Das Rennen um ein Stückchen Gleis

Der Gewinner des 20. Hallertauer Kleinkunstpreises am 28.04.2015 heißt Frederic Hormuth. Der Kabarettist führte im Wettbewerb ein Feld an, das insgesamt mit einer hervorragenden Leistung punktete. So knapp wie heuer war das Ergebnis in den vergangenen zwei Jahrzehnten noch nie.

20. Hallertauer Kleinkunstpreis

Unterhaltung mit Niveau war bei der 20. Auflage des Hallertauer Kleinkunstpreises angesagt: Die teilnehmenden Künstler scharten sich um Moderator Chris Boettcher (8. von links), die Organisatoren des Abends und Walter Zillner (3. von rechts) von der Hallertauer Volksbank zum abschließenden Gruppenfoto - Foto: Zurek

 

Im Rennen um das Stückchen Gleis wurde denn auch gleich zweimal „Silber“ vergeben – die Zwillingsschwestern Nicole und Birgit Radeschnig kamen punktgleich mit der Housemusi ins Ziel. Einen Verlierer im eigentlichen Sinn des Wortes gab es nicht. Denn auch Marcel Kösling hatte sich als zaubernder Cowboy die Sympathien des Publikums erobert. Die Hallertauer Volksbank fackelte nicht lange und hob das ausgelobte Preisgeld entsprechend an. 1500 Euro für den Erstplatzierten, je zweimal 1000 Euro für den zweiten Rang und 750 Euro für Platz drei gab es letztlich.

 

Die Kandidaten hatten auf ihre eigene Art überzeugen können – und Erstaunliches in die zur Verfügung stehenden 20 Minuten gepackt. Ein Favorit, der mit Abstand in der Wertung die Nase vorne hatte, war deshalb nicht auszumachen.

 

Marcel Kösling ging als Erster an den Start und inszenierte sich selbst als „magischer“ Cowboy mit viel Lust am Ironischen. Schwebende Tische, eine flotte Sohle mit Lassotanz und einen Hauch Las Vegas (als Hommage an David Copperfield) inklusive. Das Publikum tobte.

 

Schräg, schrill und makaber ging es bei RaDeschnig weiter. Die Zwillingsschwestern Nicole und Birgit setzten auf energiegeladene Szenen – mal mit, mal ohne Klarinette und Akkordeon. Immer aber voll skurriler Pointen, im Wortsinn theatralischer Mimik und feurigem Charme, der sich Bürgermeister Christian Staudter zum Opfer auserkoren hatte.

 

Ein urbayrisches Trio mit einem Hang zu Rock und Weltenfolk übernahm nach der Pause mit d’Housemusi die Regie. Witzige Texte gepaart mit instrumentaler Finesse machen ihre Besonderheit aus. Dank Toni Fischers „Zitherei“ zeigt das traditionelle Instrument ganz neue Saiten, Sepp Müller steuert am Schlagwerk pointierte rhythmische Spitzen bei und Martin Regnat paart mit dem Akkordeon das Flair der Musette mit russischer Seele.

 

Zum Sieger des Abends kürten Jury und Publikum Frederic Hormuth, der als einziger Kandidat auf politisches Kabarett setzte. Seine Themen rund um den Fachkräftemangel in der Republik sind nicht neu. Aber die Art, wie er die Inkompetenz von Merkel bis Gottschalk bloßstellt, ist so originell wie böse – und gipfelte in einem schmissigen Boogie, der Altenpflege und Außenhandelsbilanz nach einer Kinderliedvorlage („Unsre Oma kommt ins Pflegeheim nach Thailand“) verquickte. Quer gedacht und gut gemacht.

 

Alles andere als ein Pausenfüller war Moderator Chris Boettcher, der zu Höchstform auflief. Auch am Tisch der Jury amüsierte man sich köstlich über seine musikalischen Parodien, die vom Wollstrickmützen-Rap über eine Talentshow für Ex-Sportler bis zu einer von Stoiber verfassten Ode an den großen FJS zum 100. Geburtstag reichte – wobei am Ende nach dem „Sträußchen“ auch der Strauß persönlich das Wort an die Gäste richtete.

 

20. Hallertauer Kleinkunstpreis

 

Eine Überraschung barg der Abend auch für Gerda Hetzenecker und Edith Rockermeier. Die beiden Damen sichten seit zwei Jahrzehnten die Unterlagen der Bewerber für den Kleinkunstpreis. Im Namen der Hallertauer Volksbank dankte Vorstandsmitglied Walter Zillner ihnen für eine perfekte Organisation. Zur Erholung vom Stress gab es obendrein einen mit Blumenbouquet garnierten Gutschein für ein Wellness-Wochenende.

 

20. Hallertauer Kleinkunstpreis

 

Auch die beiden dazugehörigen Herren aus dem Kleinkunst-Team, Hannes Hetzenecker und Karl Rockermeier, gingen nicht leer aus. Kulturreferentin Henriette Staudter (USB) hatte für die beiden einige Geisenfelder Zehner als Präsent bereit. Und sie betonte, dass man auch in der Stadt um eine Bühne wie das Pindharter Brettl sehr froh sei. „Konkurrenz wollen wir einem solchen Erfolgsmodell nicht machen“, betonte die Kulturreferentin. Die neue Anton-Wolf-Halle „müssen wir deshalb nicht permanent als Mehrzweckhalle nutzen“, fügte sie mit einem Augenzwinkern noch an.